Am einfachsten fällt die geographische Abgrenzung des Walgaus ...
... ein Trogtal, in das fünf andere Täler münden und das seinerseits das Rheintal berührt. Auf den ersten Blick ist der Walgau eine kleine Stadt zwischen den beiden Polen Bludenz und Feldkirch, mit mehr als 40.000 Einwohner:innen. Die Wohnbevölkerung im Walgau stieg in den letzten 25 Jahren kontinuierlich an, vor allem am Talboden, wo die Grünzäsuren zwischen den einzelnen Siedlungsgebieten immer schmaler werden. Aber auch die Berghänge werden nach und nach als "Wohnparadiese" entdeckt.
Auf den zweiten Blick teilt sich der Walgau in Einzelgemeinden auf, mit eigenen Interessen und teils sehr unterschiedlicher ‚Persönlichkeit'. Man achtet in der Diskussion darauf, seine Eigenständigkeit zu wahren und arbeitet doch alltäglich pragmatisch (und intensiv) zusammen. Mitten durch den Walgau verläuft die Bezirksgrenze zwischen den Bezirken Feldkirch und Bludenz. Sie trennt politische Strukturen, Medien und Vereine.
Industrie und Kleinbetriebe
Die industrialisierte Talsohle ist das wirtschaftliche Herz des Walgaus. Hier laufen mit Autobahn und Zug auch die Verkehrsadern. Auf den ebenen Flächen fand in wenigen Jahrzehnten eine rasante Entwicklung statt. Große und exportorientierte Unternehmen kennzeichnen die Region. Insgesamt gibt es im Walgau ca. 1.000 Betriebe mit ca. 13.000 Beschäftigten. Eine zentrale Rolle spielen die großen metallverarbeitenden Betriebe wie Liebherr, Hydro Aluminium und Hilti, sowie Lebensmittelbetriebe wie Suchard, 11er und Rauch-Fruchtsäfte mit der weltweiten Red Bull-Abfüllung.
Aber auch in den Gemeinden am Berghang gibt es nicht nur Land(wirt)schaft, sondern auch innovative Kleinbetriebe. Die meisten Menschen, die den Hang hinauf leben, arbeiten jedoch im Tal. Die Berghänge dienen neben ihrer land- und forstwirtschaftlichen Nutzung der Naherholung (wandern, Gleitschirm fliegen, Ski fahren, mountainbiken). Die zunehmende Bewaldung aufgrund der zurückgehenden Landwirtschaft wird kontrovers diskutiert.
Landwirtschaft & Landschaft
Die Landwirtschaft ist teilweise durch große Agrargemeinschaften charakterisiert, die einen eigenen Machtfaktor im ländlichen Gefüge und in der Kommunalpolitik darstellen. Auch in der Forstwirtschaft gewinnen Zusammenschlüsse in Betriebsgemeinschaften an Bedeutung, mit denen auch aufwändigere Formen der Holzbewirtschaftung in Steillagen sowie aufwendige Lawinen- und Wildbachverbauungen gemeistert werden können.
Die abwechslungsreiche Landschaft ist sicherlich das Pfund, mit dem der Walgau wuchern kann. Die Sonnenterrassen an der nordwestlichen Talseite, der Nenzinger Himmel und all die anderen Hänge und Hochlagen mit ihren Streuwiesen, Baumdenkmälern, Hochmooren und weiteren Naturschätzen machen den Walgau zu einer einzigartigen Erholungslandschaft. Im Talgrund sieht das etwas anders aus. Vor allem die letzten Auwälder des Talbodens stehen unter einem hohen Nutzungsdruck. Hier liegen die größten Siedlungsgebiete, Industrie- und Verkehrsflächen, der Hochwasserschutz an der Ill benötigt genauso Flächen wie die Landwirtschaft und die Naherholung.
Seit 2015 ist der Walgau Teil der LEADER-Region Vorderland-Walgau-Bludenz. So wurden und werden mit Förderung des LEADER- Programms Entwicklungs-projekte für den ländlichen Raum umgesetzt (Dreiklang Landschaft – Genuss – Kultur, Burgenwanderweg, walgenau - eine Region trifft Schule, Soziale Nahversorgung, uvm.).
Historische Betrachtung
Historisch gesehen ist das Vallis Drusiana schon lange ein wichtiges Durchreisetal und wurde entsprechend früh besiedelt. Prähistorische Siedlungsreste wurden beispielsweise am Scheibenstuhl in Nenzing gefunden, in Nüziders wurden Relikte aus der Bronzezeit und in Satteins eine römische Villa entdeckt. Im Mittelalter geriet der Walgau in die Auseinandersetzung zwischen schweizerischen und habsburgischen Truppen. Bis heute prägen die Reste mittelalterlicher Burgen das Landschaftsbild. Sie fielen teilweise dem ‚Burgenbruch im Walgau' zum Opfer, bei dem 1405 die Walgauer Bevölkerung in einer konzertierten Aktion die Dachstühle von vier Burgen der habsburgischen Seite in Brand steckte.
Anfang des 19. Jahrhunderts kam die Textilindustrie in den Walgau, wobei der schottische Industrielle John Sholto Douglass großen Einfluss auf die Entwicklung der Region hatte. Eine wichtige Rolle bei der Industrialisierung und auch heute noch spielt die Wasserkraft mit fünf großen und mehreren kleinen Kraftwerksbetreibern – die Ill mit ihren Nebenflüssen hat seit den großen Hochwassern 1910, 1999 und 2005 aber auch als Gefährdungspotential eine wichtige Bedeutung.
mehr dazu siehe auch im Walgau-Wiki